Von SZ-Mitarbeiter Frank Faber
Die Festwiese am Bostalsee war mehrere Tage lang ein Freiluftmuseum für historische Nutzfahrzeuge. Insgesamt 240 Oldtimerfreunde aus ganz Deutschland, der Niederlande und Frankreich stellten beim siebten Hanomag-Treffen ihre PS-starken und tonnenschweren Gefährte aus. (Veröffentlicht am 04.06.2012)
Bosen. Weil sie auf der Landstraße wegen ihrer schleichenden Fahrweise oft die Geduld anderer Verkehrsteilnehmer strapazieren, lassen sie sich selbst auch gerne als „Schlangenmacher“ bezeichnen. 240 Oldtimerfreunde, davon 60 des Typs Hanomag Allrad-Lastwagen 28 (AL 28), waren mit ihren Nutzfahrzeugen zum siebten Hanomag-Treffen nach Bosen gekommen. „Es werden in jedem Jahr mehr“, freute sich Organisator Erwin Raddatz aus Oberkirchen.
Bei einem Rundgang durch die Campingidylle des Oldtimer-Lagers traf man nur gut gelaunte Besitzer an ihren robusten Lieblingsfahrzeugen an. Der Hanomag AL 28 von Klaus Lang hat 45 Jahre auf dem Buckel. „Das Auto war früher beim Katastrophenschutz im Einsatz, danach ein reiner Campingplatz“, schilderte der Neuwieder. Nun bewege er den Veteran nur noch, um zu einem Oldtimer-Treffen zu fahren. „Da bekomme ich auch immer die nötigen Ersatzteile fürs Auto“, merkte Lang positiv an.
400 Kilometer hat der Niederländer Wilbert Meijer hinter dem Steuer seines Hanomags bis an Bostalsee zurücklegen müssen. „Ich treffe hier viele Gleichgesinnte und wir können unsere Erfahrungen austauschen“, sagte Meijer. Seine beiden Nachbarn fahren einen österreichischen Steyr-Puch des Typs Pinzgauer. Karl Groos muss seinen Lastkraftwagen mit Diesel betanken, Franz-Josef Müllers Stahlkarosse frisst auf 100 Kilometer rund 20 Liter Benzin. „465 000 Kilometer ist der Motor gelaufen. Ich bin mit dem Auto noch nie liegen geblieben“, erzählte Müller. Der Pinzgauer des Leverkuseners sei in den 1970er-Jahren für das Schweizer Militär konzipiert worden. „Es wurde damals ein Benziner verlangt, weil ein Dieselfahrzeug noch nicht so ausgereift war“, erklärte Müller. Um noch genauer informieren zu können, öffnete er dann die Motorhaube des 32 Jahre alten Pinzgauers. „Der Motor wurde von Porsche gebaut und ist luftgekühlt“, ging Müller ins Detail.
Eines hatten die Fahrzeuge von Groos und Müller jedoch gemein: „Durch den Wüstensand der Sahara sind beide schon gerollt“, fügte Groos lächelnd hinzu. Neben Hanomags, Mercedes, Magirus Deutz oder Omnibussen des Fabrikats Setra, wirkte ein russischer Ural Baujahr 1976 mit Kofferaufbau wie ein Exot in dem Autosalon unter freiem Himmel. „Das Fahrzeug war als Schweißwerkstatt bei der Nationalen Volksarmee in der damaligen DDR eingesetzt“, berichtete Daniel Münchhofen aus Schmelz. Lange habe er nach diesem Fahrzeug gesucht. Der V8 Kammermotor des Ural schluckt rund 30 Liter Diesel auf 100 Kilometer. „Man gönnt sich ja sonst nix“, meinte Münchhofen. In den Abendstunden rückten dann die Oldtimerfreunde eng zusammen. Im großen Zelt berichtete Johannes Willinghagen von seiner Tour quer durch Skandinavien. „Alles ist sehr familiär. Man kennt sich von anderen Treffen, viele haben Freundschaften geschlossen“, sagte Raddatz. Deshalb wollen die „Schlangenmacher“ auch im nächsten Jahr wieder den Bostalsee ansteuern. „465 000 Kilometer ist der Motor gelaufen. Ich bin mit dem Auto noch nie liegen geblieben.“
Franz-Josef Müller aus Leverkusen über seinen Pinzgauer,
der auf 100 Kilometer 20 Liter Sprit schluckt